Infolge der Corona-Pandemie gab es während der letzten zwei Jahren zahlreiche Verschiebungen von großen Spielen. Doch nicht nur die Spiele selbst waren betroffen, auch die für nach dem Start geplante Inhalte diverser Live-Service-Spiele verzögerten sich oder wiesen teilweise große Lücken auf.
Im Gespräch mit VGC gab Aaryn Flynn, CEO von Inflexion und ehemaliger BioWare-Chef, an, dass seinem Empfinden nach Spieler größtenteils fair mit der Situation umgehen würden, viele Entwickler aber auch einfach zu viel versprechen würden:
„Ich denke, die Spieler sind letztendlich ziemlich fair. Sie wollen, dass Spiele großartig sind, sie wollen, dass sie ausgefeilt sind, und sie wollen, dass Erlebnisse ihrer Zeit Rechnung tragen.“
„Ich denke, unsere Branche hat bei einigen dieser Dinge zu wenig geliefert und zu viel versprochen. Wenn es enttäuschte Spieler gibt, liegt das oft daran, dass ein Studio oder Team Erwartungen erweckt hat, die sie nicht erfüllen können. Ich verstehe das. Ich weiß, wie das ist.“
Da Flynn zu seiner Zeit bei BioWare auch an der Veröffentlichung des Live-Service-Spiel Anthem beteiligt war, weiß der jetzige Inflexion CEO wovon er redet. Aus diesem Fehltritt habe sein jetziges Team, das aus vielen BioWare-Veteranen besteht, wertvolle Lektionen mitgenommen:
„Es geht darum, ehrlich bezüglich dieser Dinge zu sein und einfach zu sagen: ‚Hier sind wir gerade … einige dieser Dinge sind schwierig und wir würden lieber etwas länger damit verbringen um euch etwas Großartiges zu bieten, anstatt es früher zu veröffentlichen und Kompromisse einzugehen.‘“
„Auch hier denke ich, dass die überwiegende Mehrheit der Spieler das auch will. Die Spieler haben jetzt so viele Möglichkeiten. Sie werden mittelfristig etwas anderes spielen, wenn sie keine Inhalte haben, und das kann eine gute oder schlechte Sache für bestimmte Studios sein.“
Inflexions Debüttitel, das Shared-World-Survival-Spiel Nightingale, soll im 4. Quartal 2022 auf Steam via Early Access starten und ist somit einer der wenigen großen Titel, deren Veröffentlichung vor Weihnachten stattfindet.
Flynn führt diesen Mangel auf die Auswirkungen der Pandemie zurück, mit denen alle zurechtkommen müssen. Da es schon unter normalen Bedingungen nicht einfach sei, ein ambitioniertes Projekt umzusetzen, käme dies für ihn wenig überraschend:
„Entwickler versuchen immer, das bestmögliche Spiel zu machen, sie versuchen immer, sich selbst weiterzuentwickeln und das Erlebnis für die Spieler zu verbessern. Dann kommen einfach massive Komplikationen in Form von zwei Jahren globalem Stress durch die Pandemie, Arbeiten von zu Hause, Menschen werden krank, geänderte Arbeitsparadigmen hinzu. Es wird sicher noch einige Zeit nachhallen, denke ich.“
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Klar wird auch einiges versprochen. Aber vielleicht ist man sich einfach nicht bewusst, welche Auswirkungen Corona auf die Spieleentwicklung und allgemein auf unser Leben hatte. Da wünsche ich mir auch von der Community mehr Akzeptanz. Klar sind Verschiebungen oder fehlende Inhalte ärgerlich, aber 99% der Leute die sich beschweren haben keine Ahnung von Spieleentwicklung.
Ich beschwere mich jetzt nicht, aber es gibt schon Spiele bei denen viel versprochen und dann nicht eingehalten wurde.