Kamera und Schraubenschlüssel statt Gewehr und Bajonett
Um das Spielgeschehen trotz des melancholisch-schwermütigen Themas abwechslungsreich zu gestalten, verfügen eure Protagonisten über individuelle Fertigkeiten und Handlungsstränge, zwischen denen ihr aufeinanderfolgend wechselt. Während Kurt als Techniker Anlagen in den Stellungen repariert, den Feind belauscht und auf der Suche nach Informationen über Max ist, zückt ihr mit Harry eure Kamera, um das Kriegsgeschehen für die Heimat festzuhalten sowie Fotos für eure Geliebte zu knipsen. Denn um euch stets die emotionale Bindung zu eurer Familie zu erhalten, kommuniziert ihr mit dieser über Briefe. Dabei trefft ihr die Entscheidung, welche Zeilen sie von euch lesen beziehungsweise Fotos sie von euch erhalten sollen.
Als Kurt dürft ihr beispielsweise wählen, ob ihr eurer 8-jährigen Tochter die Wahrheit über den Verbleib ihres Bruders verraten oder sie lieber belügen wollt. Je mehr ihr mit Kameraden in den Schützengräben sprecht, desto mehr Optionen schaltet ihr für die Briefe frei. Als Harry entscheiden die Motive eurer Fotos darüber, wie eure Liebste in Kanada auf euch reagiert und welche Gefühle sie für euch entwickelt. Egal ob Tiere, Kanonen, Gräben oder Soldaten: 16 Fotos stehen euch pro Tag zur Verfügung, um eure Spielerfahrung festzuhalten.
Abseits dieser beiden Haupthandlungen findet ihr an Gameplay-Elementen leider wenige Herausforderungen in 11-11: Memories Retold vor. Mal müsst ihr einen Schalter umlegen, um zum Beispiel die Nase eines Zeppelins auszurichten, mal ein paar Kisten zur Seite schieben, um einen Weg freizugeben. Auf einem Schiff läutet ihr die Glocken auf der richtigen Seite des Dampfers, um Minen auszuweichen und in den Schützengräben erwartet euch mit einer Partie „Klatschen“ ein kleines Mini-Kartenspiel, welches euch vom Kriegsalltag ablenkt. Um ein möglichst breites und vielleicht nicht so spieleerfahrenes Publikum anzusprechen, sind diese Passagen allerdings wirklich sehr einfach gehalten und stellen geübte Gamer vor keinerlei Herausforderung.
Das ist in dem Sinne schade, da 11-11: Memories Retold die Schwere des Ersten Weltkrieges gut einfängt und es schafft, eine Verbindung ganz ohne die gängigen Shooter-Elemente aufzubauen. Dieser Krieg funktioniert langsam, über Menschlichkeit und die Schicksale der Männer und Frauen, die durch die Hölle gehen mussten. Denn anders als in actionreichen Shootern à la Battlefield bestand das Dasein der Soldaten oft aus stunden- oder tagelangem Warten – oft auf den sicheren Tod. Die Geschichte fesselt dennoch, oder gerade aufgrund dieses Kontrastes. Ihr möchtet weiter erfahren, wie das Schicksal die beiden Protagonisten mehr und mehr zusammenbringt, wie das Leben an der Front damals war und vor allem, ob sie dem Krieg am Ende auch entfliehen können. Für weitere Geschichtsstunden sorgen zusätzliche Sammelgegenstände, die je miteinander kombiniert Einblicke in Propagandamaterial geben oder Original-Fotografien aus der Zeit freischalten.
Inhaltsverzeichnis
Also wie bei Valiant Hearts? Auf den ersten Blick toller Erzählstil, der dann leider durch fragwürdige Spielelemente beinahe komplett ruiniert wurde. (in dem Fall billige und anspruchslose Gameplayszenen).
Schade um die beiden Spiele, denn sie hatten so tolle Ansätze :/
Hmm, ich fand Valiant Hearts geradezu großartig also könnte mir das hier auch zusagen. Ich habe aber auch keine Probleme mit dieser Art von Erzählung mit minimalistischen Gameplay, dadurch bekommt die Story halt mehr Bedeutung und man wird nicht eingeschränkt von Gameplay Entscheidungen die das Spiel künstlich strecken.
So kann man es auch sehen ggg
Ich mag zwar andere Erzählweisen, gerade von historischen Ereignissen, aber Bandai/Namco?
Macht für mich den Eindruck, als würde Coca Cola für besonders gesunde Getränke werben.
Klingt gut, dass die Entscheidungen echte Auswirkungen haben.