11-11: Memories Retold: Test zum narrativen Abenteuer im Ersten Weltkrieg

Lebendiges Gemälde? Geschmacksache

11-11: Memories Retold

 

Leider weicht dieses Motiv jedoch im Laufe des Spiels etwas auf. Das liegt zum einen an der, im wahrsten Sinne des Wortes, malerischen Optik, zu der wir gleich noch kommen. Auf der anderen Seite bietet 11-11: Memories Retold auch sehr fantasiereich wirkende, oftmals kitschig anmutende Wendungen, die man eher in Hollywood-Verfilmungen als in einer ernsthaften Annäherung an die Schrecken des Ersten Weltkrieges findet. Hinzu kommt, dass Harry und Kurt im Laufe der Handlung eine Katze sowie einen Vogel als tierische Begleiter an die Seite gestellt bekommen, die ihr auch selbst steuern dürft. Das verklärt leider das zuvor gezeichnete Bild und sorgt teilweise schon für eine Art Kriegsromantik, also genau das Gegenteil von dem, was dieser Titel eigentlich bezwecken wollte.

Grafisch haben sich die Entwickler mit dem Studio Aardman künstlerische Hilfe ins Haus geholt, die vielen von euch eher durch Animationsfilme wie Wallace & Gromit oder Shaun das Schaf bekannt sind. Herausgekommen ist ein impressionistischer Grafikstil, der die Szenerien wie ein lebendiges Ölgemälde wirken lässt. Grobe Pinselstriche tauchen Umgebungen und Charaktere in eine mal wilde, mal ruhigere Momentaufnahme. Zusätzlich unterstreichen bunte Farben charakteristische Szenen im Spielverlauf, zum Beispiel die Blumen auf einem Feld gefallener Soldaten oder der malerische Sonnenuntergang auf einem Schiff, kurz bevor ihr in ein Minenfeld hineingeratet.

Es braucht definitiv einige Zeit, bis ihr euch an diesen Grafikstil gewöhnen werdet. Details in Gegenständen oder Charakteren sind oft schwerlich zu erkennen. Auf einem größeren Fernseher wirkt das Durcheinander aus animierten Pinselstrichen gar irritierend und anstrengend. Am Ende wird es wohl auf euer persönliches Empfinden ankommen, ob ihr diesem künstlerischen Kniff etwas abgewinnen könnt oder nicht. Wir persönlich haben ihn eher als störend empfunden, zumal er zusätzlich recht offensichtlich über weniger detaillierte Charakter- und Umgebungsmodelle hinwegtäuschen soll.

Überzeugen konnte uns allerdings die Klangkulisse. Das liegt nicht nur am sehr emotionalen orchestralen Soundtrack, sondern auch an den gut ausgesuchten Sprechern. Fotograf Harry bekommt seine Stimme von Hollywood-Star Elijah Wood verliehen, während Kurt von Sebastian Koch vertont wird, der unter anderem aus Das Leben der Anderen und Homeland bekannt ist. Die beiden erwecken die Protagonisten mit einer Emotionalität zum Leben, die in Spielen nicht oft gefunden wird. In der Haupthandlung selbst sprechen Wood und Koch außerdem die jeweiligen Landessprachen, sodass sie sich auf englisch beziehungsweise deutsch mit den Kameraden unterhalten. Leider wurde dafür bei anderen Sprechrollen gespart. In einem Schützengraben trafen wir beispielsweise auf fünf Soldaten, die allesamt die gleiche Stimme hatten.

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5 Kommentare Added

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  1. Thegambler 0 XP Neuling | 08.11.2018 - 01:06 Uhr

    Also wie bei Valiant Hearts? Auf den ersten Blick toller Erzählstil, der dann leider durch fragwürdige Spielelemente beinahe komplett ruiniert wurde. (in dem Fall billige und anspruchslose Gameplayszenen).

    Schade um die beiden Spiele, denn sie hatten so tolle Ansätze :/

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  2. de Maja 225609 XP Xboxdynasty Veteran Bronze | 08.11.2018 - 02:58 Uhr

    Hmm, ich fand Valiant Hearts geradezu großartig also könnte mir das hier auch zusagen. Ich habe aber auch keine Probleme mit dieser Art von Erzählung mit minimalistischen Gameplay, dadurch bekommt die Story halt mehr Bedeutung und man wird nicht eingeschränkt von Gameplay Entscheidungen die das Spiel künstlich strecken.

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  3. Commandant Che 77040 XP Tastenakrobat Level 3 | 08.11.2018 - 07:52 Uhr

    Ich mag zwar andere Erzählweisen, gerade von historischen Ereignissen, aber Bandai/Namco?
    Macht für mich den Eindruck, als würde Coca Cola für besonders gesunde Getränke werben.

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  4. pdm 4140 XP Beginner Level 2 | 24.12.2018 - 12:52 Uhr

    Klingt gut, dass die Entscheidungen echte Auswirkungen haben.

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