Dreamfall Chapters: Test zur längsten Reise zwischen den Welten

Der leichte Weg

Beim Gameplay setzt Dreamfall Chapters auf eine Mischung aus altbewährten Adventure-Elementen und den aus Telltale-Spielen entlehnten moralischen Entscheidungen. Bei Letzteren werdet ihr in den Dialogen immer wieder darauf hingewiesen, dass eure nächste Aussage „das Gleichgewicht verschieben wird“ und somit die weitere Handlung direkt beeinflusst. Beispielsweise verändert eure persönliche Einstellung in Episode 1 Zoës spätere Berufswahl. Auch reagieren manche NPCs auf bestimmte Verhaltensweisen kritischer als andere und ihr könnt es euch somit mit ihnen verderben. Im extremsten Fall wirken sich eure Entscheidungen sogar auf Leben und Tod einiger Weggefährten aus, womit Dreamfall Chapters diejenigen unter euch, die alles sehen wollen, zum mehrmaligen Durchspielen einlädt.

Die klassische Adventure-Mechanik ist hingegen weit unspektakulärer ausgefallen. Die Rätsel sind äußerst einfach und nur selten müsst ihr mehrere der Objekte, die ihr in eurem Inventar mit euch führt, miteinander kombinieren. Hier stellt das Episodenformat des Titels der Komplexität deutlich ein Bein: Was ihr im dritten Spielabschnitt findet oder bei euch tragt, werdet ihr auch dort verwenden. Häufig trennen euch nur wenige Schritte vom Fundort eines Gegenstandes von der Stelle, wo ihr ihn verwenden sollt. Eure grauen Zellen kommen also keineswegs ins Schwitzen.

Darüber hinaus gibt es immer wieder Phasen im Spiel, die an banalste Jobs aus dem Rollenspiel-Genre erinnern und sich darauf beschränken, ein Objekt abzuholen und es einer bestimmten Person zu bringen. Oder ihr sprecht mit einem potenziellen Auftraggeber, der euch anweist erst mit allen anderen Anwesenden im Gebäude eine Unterhaltung zu führen, ehe er dann wieder das Wort an euch richtet. Beides sorgt für ungeheuer lange Laufwege, da Dreamfall Chapters trotz Kartenfunktion keine Schnellreisen ermöglicht, was den Spielfluss unnötig bremst.

Als gelungen stellte sich während unserer Tests hingegen die Steuerung heraus. Diese orientiert sich ebenfalls an der RPG-Welt, was bedeutet, dass ihr euren Charakter von hinten seht und ihn mit seiner Umwelt agieren lasst. Aktiviert ihr einen Hotspot, öffnet sich ein Kreismenü, in dem ihr bequem auswählt, ob ihr beispielsweise jemanden anschaut, mit ihm reden wollt oder etwas aufhebt. An ausgewählten Stellen kann Zoë zudem auf ihre zwei Spezialfähigkeiten zugreifen, mit denen sie die Zeit verlangsamt oder in die Gedanken ihres Gegenübers eindringt.

Bleibt noch zu erwähnen, dass das Spiel auf die im Vorgänger eingeführten Action-Sequenzen komplett verzichtet. Weder werdet ihr in Faustkämpfe verwickelt, noch müsst ihr echte Schleichpassagen bewältigen. In den wenigen Szenen, in denen ihr als Kian den Azadi-Soldaten aus dem Weg gehen sollt, genügt es an ihnen vorbei zu spazieren, weil sie euch demonstrativ den Rücken zukehren. Nur schnell rennen solltet ihr nicht. Dann erwischt man euch und ihr müsst zum nächsten Checkpoint zurück, welcher sich in der Regel jedoch fast an Ort und Stelle befindet.

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