Far Cry 5: Test zum fünften Open-World-Spektakel

Bis zum Tellerrand und nicht weiter

Bevor ihr euren persönlichen Rachefeldzug starten könnt, müsst ihr euch zunächst für die männliche oder weibliche Rolle entscheiden, die aber keine spielerischen Unterschiede bezüglich des Geschlechtes bietet und somit irrelevant für das Spielgeschehen ist. Danach beginnt die gut fünfundzwanzigstündige Achterbahnfahrt durch die abwechslungsreichen Areale Montanas, die mit einer ordentlichen Anzahl an unterschiedlichen Spielmöglichkeiten gespickt sind. So rettet ihr unter anderem unschuldige Zivilisten aus den Fängen der hinterhältigen Sekte, zerstört „heiligen“ Besitz von Project Eden und nehmt zahlreiche Außenposten der vernarrten Religionsfanatiker ein – klingt soweit alles nach klassischem Far Cry-Prinzip.

Die Karte des Countys ist in drei größere, thematisch differenzierte Regionen unterteilt und stellt die bisher weitläufigste Gegend der Serie dar. Im hügeligen Norden hat Jacob Seed das Sagen, welcher die „Armee“ der Gläubigen ausbildet. Faith regiert im kühlen Osten, wo scheinbar alle nach ihrer Ankunft seltsamerweise verrückt zu spielen scheinen. Im von Farmen bebauten Westen terrorisiert John Seed die Bewohner und reißt sich einfach alles unter die Nägel, was er für sein diabolisches Unterfangen benötigt. Wohin euch die unterhaltsame Reise als erstes führt, ist euch selbst überlassen, da euch das Spiel keinen unnötigen Druck aufbaut und ihr euer Abenteuer sozusagen individuell gestalten könnt.

Um gegen die drei unbarmherzigen Handlanger letzten Endes vorzugehen, müsst ihr anhand von Widerstandspunkten zunächst die Aufmerksamkeit auf euch lenken, sodass die kranke Seed-Sippe mit steigender Bekanntheit eurerseits unweigerlich das tödliche Duell mit euch suchen wird. Anhand einer sich füllenden Leiste könnt ihr jederzeit entnehmen, wie viel noch zur finalen Konfrontation mit dem jeweiligen Familienmitglied in einer Region benötigt wird. Diese könnt ihr durch erfolgreiches Abschließen von Haupt-, aber auch Nebenmissionen füllen, sodass die ohnehin spaßbringenden optionalen Aufträge einen spürbar gewichtigeren Part für das Weiterkommen als noch im Himalaya darstellen.

Die Palette der zu erfüllenden Missionen reicht dabei von simplen Übergaben von Paketen über gewagte Luftgefechte bis hin zur Einnahme schwerbewaffneter Gebiete, sodass ihr durchgehend bestens unterhalten werdet. Zudem wurde die Schlagzahl der möglichen Aufgaben deutlich erhöht, sodass ihr kaum langweilige Ausflüge durch scheinbar endlose Landschaften vollführen müsst, bevor ihr endlich wieder etwas Interessantes entdecken könnt. Nahezu jeder Charakter – und seien es noch so unscheinbare – bittet euch um einen kleinen Gefallen, füttert euch mit nützlichen Informationen oder erzählt einen humorvollen Schwank aus seinem Leben. Meistens schaltet ihr auf dem eigentlichen Weg zur nächsten Mission bereits weitere frei, sodass ihr fast keine Zeit zum Durchschnaufen finden werdet. Dies alles trägt gewaltig zur fantastischen Stimmung des Spiels bei, die sich beständig wie ein roter Faden durch das gesamte Abenteuer zieht.

An dieser Stelle dürft ihr uns tatsächlich nicht falsch verstehen: Obwohl Far Cry 5 richtig, richtig, richtig viel Laune macht, das ansteckende Spielprinzip wahrlich süchtig machen kann und euch aufgrund der ausufernden Aktivitäten problemlos über fünfzig Stunden Lebenszeit rauben dürfte, überkommt euch letztendlich das ernüchternde Gefühl, alles bereits erlebt, gesehen und gespielt zu haben. Die scheinbar erfolgreiche Ubisoft-Formel wird nämlich auch im aktuellen Teil gnadenlos fortgeführt und kann dahingehend kaum noch für aufregende Überraschungen sorgen. Sämtliche Aufgaben laufen nach dem bekannten Prinzip ab und selbst das serientypische Missionsdesign ähnelt so stark den Vorgängern, dass dieses ebenfalls kaum noch jemand hinterm mittlerweile abgekühlten Ofen vorlocken kann. Falls ihr jedoch noch nie mit einem Far Cry in Berührung gekommen seid, erwartet euch mit dem fünften sicherlich einer der zugänglichsten Teile der Serie.

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