Nichts für schwache Nerven
Tatsächlich springt der Handlungsverlauf des Spiels zwischen zwei Extremen hin und her. Zum einen sind da sehr ruhige Passagen, in denen ihr zum Beispiel erlernt, wie ihr eure Kamera, verschiedene Linsen und die verschiedenen verfügbaren Filme je nach Lichtempfindlichkeit einsetzen könnt. Ihr nehmt euch erst einmal einen Spatz als Ziel, der vor dem Hintergrund der saftig grünen Toskana ein fröhliches, unschuldiges Motiv bietet. Die Mission ist klar: fotografisch muss all das festgehalten werden, was einen Hinweis auf den Mord an Martha geben könnte.
Tagebucheinträge, Zeitungsartikel, handgeschriebene Notizen, Telefonnummern und einiges mehr geben euch nach und nach mehr Einblick in die Vergangenheit eurer Schwester, aber auch eurer Familie. Aber diese fast hypnotische Ruhe wird immer wieder von internem und externem Horror durchbrochen. Die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn vermischen sich anfangs nur langsam, in Träumen, Visionen und sich ineinander verstrickenden Erinnerungsfetzen. Aber je weiter ihr in den sprichwörtlichen Kaninchenbau hinuntersteigt, desto verworrener erscheint alles und Fakt und Fiktion sind fast nicht mehr auseinanderzuhalten.
Gespiegelt wird dieser innere Konflikt Giulias – wir schreiben das Jahr 1944 – immer wieder im Horror des Zweiten Weltkriegs. Das Entwicklerteam hat es sich zur Aufgabe gemacht, mythische Aspekte mit geschichtlichen Fakten zu vereinen. Das klappt grundsätzlich auch ganz gut, wenn die Spannung doch sehr stark auf dem inneren Konflikt eurer Hauptfigur liegt und Geschichtliches in den Hintergrund abdriftet.
Die inneren Konflikte sind dafür umso eindringlicher gestaltet und es sei soviel verraten, es gibt mehr als eine Passage, vor die das Spiel eine Warnung sowie die Möglichkeit zum Überspringen gesetzt hat und das auch zurecht. Das Spiel verlangt einem Dinge ab, die man in nur wenigen Spielen zuvor aus der Egoperspektive nicht nur miterleben, sondern aktiv steuern musste. Keine Frage ist das einer der Gründe, weswegen Videospiele so eine eindringliche Kunstform sind, weil man in die Situation gebracht wird, Dinge nicht nur zu beobachten, sondern virtuell zu erleben.
Durch den Kontrast zu den investigativen Spielabschnitten fällt dann jedoch umso mehr auf, wie sehr sich diese teilweise in die Länge ziehen. Mal sucht man im ganzen Haus nach einem Gegenstand, nur um dann ein Foto davon zu machen, zu dessen Entwicklung man dann noch einmal durch das ganze Haus sputen muss. Das kostet ganz schön Zeit und ist nicht gerade fesselnd. Ob das sogar gewollt ist, damit die Traumsequenzen umso verstörender wirken, darüber kann man sich streiten. Die Vermutung liegt aber nahe, dass das Spiel hier schlicht und ergreifend kleine Schwächen offenbart.
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Schön das auch Deutsche sprachausgabe dabei ist 👍
Sehr guter Test. OK finde es super das die Steuerung als Schwäche mit drin ist also wird es für mich mal im Sale geholt.
Da ich Town of Light ganz gut fand, habe ich auch Martha im Blickfeld. Allerdings nicht für 30€.
Nee, bei 24,99€ wär meine Schmsrzgrenze für einen Sofortkauf gewesen, so wird halt im sale zugeschlagen 🤑
Toller Test 👍🏻 Aufgrund dessen werde ich es nicht kaufen.
Also mal ne Frage… auf welcher Konsole habt ihr getestet🤔… weil auf der Series X ab Chapter 5 einfach alles buggy ist. Texturen sind nicht geladen bzw. einfach nur schwarz.
Ich konnte es deswegen nicht weiterspielen da das Telegraphen Rätsel nicht machbar ist. Und ich bin da nicht alleine wenn man sich die Bewertungen im Store anschaut🤷♂️
Getestet wurde auf der Xbox Series X mit besagtem Quervergleich auf der One S, Probleme mit den Texturen gab es da keine. Es ist die Version 1.1.1.0 installiert. Hoffe, du kommst noch in das schaurige Vergnügen!
Wird früher oder später sicher gezockt werden. Danke, für den Test ✌
Da ke für den guten test!!! Aber dank der Schwächen, wird es wohl nur ein Sale kauf…
Doch joar, wenn ich mal die Zeit dafür finde. Da das Wetter ja jetzt besser wird, warte ich dann auch gern noch Monate… Da hab ich dann auch eh mehr Bock auf solche Spiele.
Schöner Test ! Vielleicht was für den Oktober
Ich liebe die erzählerische Tiefe, den authentischen Stil, die stimmungsvolle Musik & die grandiose deutsche Synchro. Definitiv nicht für jeden etwas, aber wer mit dieser Thematik vertraut ist und auch erschreckende Szenen nicht scheut, lege ich dieses Spiel am Herzen. Ich persönlich liebe solche Geschichten, vor allem wenn es um die Psyche geht – ohne billige Jumpscares oder übertriebene Action. Auf jeden Fall hat es ein Platz in meiner All-Time-Favorites bekommen.