One Piece Odyssey: Test zum rundenbasierten Anime-RPG

Taktisches Draufhauen

In One Piece Odyssey erwartet euch eine kunterbunte Spielwelt mit toller Anime-Atmosphäre und aufwendiger Präsentation, die den Spielspaß rasch in die Höhe katapultieren lässt. Die grafisch beeindruckenden Landschaften sowie die spektakulär inszenieren Zwischensequenzen lassen das Manga-Herz höherschlagen und ihr taucht schnell in das wundervoll dargestellte Piraten-Epos ein.

Nichtsdestotrotz wird die begeisternde Euphorie bereits in den Anfangsstunden etwas ausgebremst, da euch trotz opulenter Darstellung ein recht lineares Piraten-Abenteuer mit vorgegebenen Wegen, repetitiven Aufgaben und inkonsequentem Spielgeschehen bevorsteht.

So stapft ihr meist nur wenige Sekunden von einem Areal zum nächsten, um dort mit einer animierten Sequenz belohnt zu werden. Darüber hinaus werdet ihr oftmals mit öden „Fetch-Quests“ abgespeist, die euch mehrmals in zuvor besuchte Gebiete zurückschicken, sodass man getrost von perfektem Level-Recycling sprechen kann.

Dagegen macht das innovative Kampfsystem richtig Laune, auch wenn es auf den ersten Blick (nur) mit einem vermeintlich ausgelutschten Schere-Stein-Papier-Prinzip daherkommt. Dabei stürzt ihr euch mit maximal vier Charakteren in die rundenbasierten Schlachten, könnt jedoch eure Teammitglieder jederzeit austauschen, um euren garstigen Widersachern die maximale Effektivität entgegenzuschleudern. Dabei gilt, dass Kraft bestens gegen Geschwindigkeit geeignet ist, Geschwindigkeit dafür Technik überlegen ist und Technik schlussendlich immens wichtig gegen Kraft ist.

Eine adäquate Teamaufstellung ist demnach keine rein ästhetische Wahl – falls ihr beispielsweise immer nur mit Ruffy in eurem Team spielen wollt – sondern entscheidet letztlich den Ausgang des Kampfes. Während ihr mit unbedachtem Vorgehen kaum Schaden anrichten werdet, haut ihr mit einer cleveren Strategie und dem Ausnutzen der Schwächen einen hilflosen Gegner nach dem anderen weg.

Darüber hinaus könnt ihr allerlei Fähigkeiten wie Ruffys Gum Gum-Gatling, Zorros Oni Giri oder Namis Thunderbolt Tempo einsetzen, die nicht nur fetzig inszeniert sind, sondern auch schmerzhaften Eindruck bei euren Gegnern hinterlassen. Des Weiteren erlangt ihr im späteren Spielverlauf verheerende Team-Angriffe, mit denen ihr eure geballte Kraft bündelt und in einem animierten Feuerwerk auf eure verdutzten Widersacher niederprasseln lasst.

Eine taktische Erweiterung zum klassischen rundenbasierten Kampf stellen die verschiedenen Bereiche dar, in denen ihr euren Gegnern gegenübertreten werdet. So könnt ihr beispielsweise einen Kameraden erst dann tatkräftig unterstützen, wenn sämtliche Gegner im eigenen Bereich besiegt wurden und dadurch der „Sprung“ in ein anderes Gebiet möglich wird.

Sobald das Schere-Stein-Papier-Prinzip in Fleisch und Blut übergegangen ist, steht euch mit One Piece Odyssey ein ausgesprochen leichtes Abenteuer ins Haus, das selbst unerfahrene Rollenspiel-Neulinge aufgrund des fixen Schwierigkeitsgrads vor keine größeren Herausforderungen stellen sollte.

Selbst die großartig inszenierten Boss-Fights dürftet ihr mit einer beherzten Herangehensweise im ersten Anlauf problemlos meistern. Einerseits könnte dies für reichlich Enttäuschung bei hartgesottenen Rollenspielern sorgen, andererseits bleibt euch dadurch ein stundenlanges Grinden und langatmiges Aufleveln erspart, was wiederum den Spielspaß fördert.

Da die unzähligen Auseinandersetzungen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen – besonders die immergleichen Animationen ziehen sich auf Dauer – dürft ihr den zeitsparenden Vorspulknopf drücken und somit den zähen Spielablauf dankenswerterweise beschleunigen.

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