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Viel verspieltes Potenzial
Die Hintergrundgeschichte des Spiels hängt nur lose mit der des Films zusammen. Tatsächlich bildet es eine Art Brücke zwischen dem ersten und dem zweiten Streifen. Ihr schlüpft in Tron: Evolution in die Rolle eines Systemwächter-Programms, das vom User Kevin Flynn in das Raster eingespeist wird, um dort nach dem Rechten zu sehen. Offensichtlich treibt dort ein Virus namens Abraxas sein Unwesen und verwandelt die unschuldigen Programme in hirnlose Digitalkreaturen. Doch es ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick aussieht. Hinter der imminenten Bedrohung durch Abraxas steht nämlich eine noch gefährlichere Verschwörung, die vor allem die Existenz der ISOs, eigenständige und sich selbst entwickelnde Programme, bedrohen. Tron: Evolution will ein Actionspiel sein, das sich trotz der unterhaltsamen Spielmechaniken mit Rassenhass, digitalem Genozid und Verrat auseinandersetzt.
Leider scheitert es an seinen hohen dramaturgischen Ansprüchen. Die Spannung der Geschichte ist zwar theoretisch da, an der Umsetzung hapert es jedoch. Derart schwerwiegende Themen brauchen einen geeigneten Rahmen, den das Spiel nicht bietet. Das fängt beim stummen Hauptprotagonisten an, der sich von jedermann willig von einer Ecke des Rasters in die andere schicken lässt, ohne Einspruch zu erheben. Weiter geht es mit meist schwachen Charakteren, die weder am Anfang noch im Laufe des Spiels irgendwelche Tiefe entwickeln. Die Beweggründe vom Programm Gibson, der euch mal aus der Patsche helfen wird, werden genauso wenig klar wie die von Clu, dem virtuellen Alter Ego von Kevin Flynn. Überraschende Wendungen der Handlung bekommen kaum Zeit, um auf das Publikum zu wirken und verpuffen somit praktisch wirkungslos im Bytekosmos. Tron-Neulinge sind in diesem Spiel außerdem ziemlich aufgeschmissen. Wer Tron eigentlich ist und warum er eine große Rolle spielt, wird nicht erörtert. Hintergrundinformationen gibt es ausschließlich in Form von sammelbaren Datensätzen, die in den sechs Levels der Spielwelt verteilt sind.
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