White Shadows: Test zum obskuren schwarz-weiß-Adventure

Vogelfreies Abenteuer

White Shadows beginnt genretypisch in medias res und wirft den Spieler ohne große Umschweife in ein bereits bestehendes Setting, das sich euch sukzessive eröffnet. Ihr übernehmt dabei die Rolle eines kleinen Vogels, welcher aus einem defekten Telefonapparat sozusagen „schlüpft“ und in die äußerst trostlose Spielwelt purzelt.

In klassischer Jump `n´ Run-Manier wuselt ihr dann kurzerhand durch die insgesamt 21 Levels, überwindet gewieft Hindernisse und meistert geschickt das eine oder andere Logikrätsel. Hierbei dürft ihr jedoch keine knallharten Kopfnüsse oder knackige Herausforderungen erwarten, die meisten Geschicklichkeitseinlagen beziehungsweise Puzzles sind häufig erschreckend simpel und dürften euch dementsprechend vor keine größeren Probleme stellen.

Außerdem besitzt euer Vogel keinerlei interaktive Fähigkeiten oder nützliche Skills, das mühselige Herumschieben von sperrigen Kisten stellt diesbezüglich schon das höchste der spärlichen Gefühle dar. Dafür geht die Steuerung eures gefederten Freundes relativ gut von der Hand und lässt erfreulicherweise präzise Bewegungen und punktgenaue Sprünge zu, sodass diesbezüglich kaum Frust aufkommen dürfte.

Die düstere Dystopie, welche euch auf visuell eindrucksvolle Weise präsentiert wird, versetzt euch in eine von blutrünstigen Schweinen regierte „Vogelzucht-Maschinerie“, die ihre Energieversorgung durch das brutale Häckseln von frischgeschlüpften Küken aufrechterhalten. Der grotesken Abneigung gegen jeglichen Vogel – dessen einziger Nutzen dem widerwärtigen Abschlachten dient – wird zudem durch hetzerische Propaganda-Schilder, schillernde Leuchtreklame-Tafeln oder einer absurd erniedrigenden Spielshow eine Bühne geboten, sodass durchgehend eine drastisch erdrückende Atmosphäre vorherrscht.

Dabei stechen vor allem die toll in Szene gesetzten Licht- und Schatteneffekte hervor, die dem Side-Scroller stimmungsvoll Leben einhauchen. Die vorwiegend metallische Architektur präsentiert zudem eine unterkühlte sowie gefühlskarge Spielwelt, in der jegliche Hoffnung auf ein glückliches und zufriedenes Leben kompromisslos ausgemerzt wurden.

Dazu gesellt sich eine tiefschwarze und finstere Industrie-Welt mit bedrohlichen Gefahren und tödlichen Herausforderungen, die euch auf eurem circa dreistündigen Abenteuer begegnen werden. Dabei verzichtet White Shadows weitestgehend auf „aktive“ Gewalt eurerseits, sodass ihr keinerlei Auseinandersetzungen mit Gegnern oder dergleichen erwarten dürft, allerdings stellt euch das Spiel hin und wieder vor einige schwerwiegende Entscheidungen, die über Leben und Tod bestimmen werden.

Die wahnsinnig abstruse Handlung lässt euch wie das Spiel selbst größtenteils im Dunkeln tappen und bietet daher viel Raum für mögliche Interpretationsansätze sowie spekulative Deutungshypothesen, die von einer parabolischen Metapher für unsere heutige Gesellschaft über die dystopische Analogie zur individuellen Freiheit bis hin zum fragwürdigen Abbild brutaler Gewalt und diskriminierender Unterdrückung reichen – am besten findet ihr es für euch selbst heraus.

Technische Mängel wie beispielsweise zuckende Grafikeffekte, dringend benötigte, aber leider verschwundene Kisten oder nervige Bugs beim Freischalten von Erfolgen trüben dementsprechend den Spielspaß und zwingen euch unter Umständen zum Neustart eines Kapitels. Die fleißigen Entwickler arbeiten jedoch bereits an einer Lösung und werden demnächst einen Patch veröffentlichen, der diese Mängel beseitigen soll.

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