The Quarry: Testbericht zum cineastischen Gruselgenuss

Life is Stranger

Die ganz klare Stärke des Spiels liegt natürlich auf dem großartigen Narrativ, das sich vieler gängiger Horror-Klischees bedient, daraus aber eine ganz eigene Geschichte spinnt, die ihr über eine Spielzeit von circa zwanzig Stunden hinweg erleben dürft. Die Performances sind durch die Bank weg gelungen, auch die deutschen Synchronstimmen müssen sich nicht verstecken und in den meisten Fällen wurde den Schauspielern auch ihr üblicher deutscher Synchronsprecher verpasst.

Wie es sich für einen ordentlichen Horror-Hit gehört, ist nach dem schnell blutrünstigen Prolog erstmal wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen im Sommercamp von Hackett’s Quarry. Vor dem Camp ist nach dem Camp und wir treffen die Betreuer erst nach Abreise der Kinder wieder. Alle packen ihre sieben Sachen zusammen und sollen vor Sonnenuntergang den Heimweg antreten, was – Überraschung! – von einer Person im Camp aber aus sehr egoistischen Motiven vereitelt wird. Stattdessen müssen die Betreuer nun noch eine letzte Nacht im Sommerlager verbringen und wenn das nächste Mal die Sonne aufgeht, haben möglicherweise einige ihr Leben verloren.

In der letzten Nacht dieses Sommers lernt ihr nach und nach die einzelnen Charaktere kennen und bei vor Hormonen nur so berstenden Teenagern, die gerade wochenlang auf engstem Raum glückliche Sommertage verlebt haben, kann man sich schon denken, dass sich einige Liebschaften entwickelt haben oder eben noch im Verborgenen schlummern. In den ersten Spielstunden könnte The Quarry daher auch ein neuer Teil der Life Is Strange-Reihe sein, da von dem aufkeimenden Horror bis auf einige wenige Szenen noch wenig merken ist, während ihr mit der schüchternen Abigail in den letzten Sonnenstrahlen des Tages ein bisschen Brennholz zusammensucht oder als Social-Media-versierte Emma noch eine Story für eure Follower filmt.

Das soll sich nach den ersten Kapiteln und mit Anbruch der Nacht aber schlagartig ändern. Weil keiner der Teens Lust hatte, in der Haupthütte des Camps zu bleiben, so wie es Campleiter Chris Hackett (gespielt von David Arquette) eigentlich bestimmt hatte, seid ihr in den kommenden Spielstunden in den verschiedensten Arealen unterwegs: da sind die Hütten am Seeufer, die Insel in der Mitte des Sees, das Waldstück, das den See von der Hütte trennt und noch einige andere Locations, die wir zum Zwecke der Spoilerfreiheit nicht genauer beschreiben wollen. Natürlich, soviel sei verraten, darf auch die namensgebende Quarry nicht fehlen.

Grafisch hat das Spiel absolut den Sprung auf die neue Konsolengeneration geschafft. Die detailgetreue Mimik und Darstellung der einzelnen Charaktere, die tiefschwarzen Waldstücke, die nur durchs Licht eurer Taschenlampe erhellt werden, das leuchtende Lagerfeuer am Seeufer, alles sieht großartig aus und das bei mindestens stabilen 60 Bildern pro Sekunde. Da wir wie immer auch den Quervergleich zwischen Series S und Series X gemacht haben, sei aber auch erwähnt, dass der Detailgrad zwischen beiden Konsolen durchaus variiert und sich auf der schwächeren Konsole gerade in dunklen Bereichen oftmals Artefakte auftun, die auf der Series X nicht vorkommen.

Wo wir gerade beim Konsolenwechsel sind, ist uns ein gerade für Achievement-Jäger ärgerlicher Fehler aufgefallen, der sehr wahrscheinlich durch das Switchen von Series X zu S und zurück zur X aufgetreten ist: Erfolge wurden ab dem Wechsel zur S nicht mehr freigeschaltet, auf keiner der beiden Konsolen. Erst nach einer Neuinstallation auf der Series X war dies wieder möglich und eigentlich bereits erspielte Erfolge wurden auch nicht rückwirkend freigeschaltet. Mittlerweile ist Patch 1.03 veröffentlicht und beim nochmaligen bewussten Provozieren ist das Problem nicht mehr aufgetreten.

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