Wörter sind schärfer als Schwerter
Reißt euch zusammen, Herold Andrastes! Denn das Folgen der Hauptgeschichte lohnt sich definitiv genauso wie das pure Umherschlendern in der Welt von Dragon Age: Inquisition. Das liegt nicht nur an den zahlreichen Aha-Effekten, wenn ihr auf alte Weggefährten oder bekannte Umgebungen trefft, sondern vor allem an den Charakteren. Die Charakterentwicklung war schon immer eine Stärke von Bioware, die die Entwickler auch diesmal voll ausspielen. Ihr trefft auf undurchsichtige Magier, machtbesessene Templer, tuntige Barden und nur so vor Kraft strotzende Kriegerinnen. Natürlich könnt ihr wieder Gespräche mit euren Gefährten führen, ihnen zuflirten oder sich ihren Zorn zuziehen.
Besonders gelungen sind die Dialoge eurer Mitstreiter während eurer Reisen. Ganz egal ob Varric und Cassandra wieder einmal eine Spitze austauschen oder sich Solas gegen die Vorurteile als feiger Abtrünniger verteidigen muss. Sie sind nicht nur großartig geschrieben und exzellent vertont, sondern geben den Charakteren zusätzliche Tiefe. Natürlich wirken sich auch eure Entscheidungen auf die Loyalität eurer Gefährten aus. Helft ihr den Magiern oder redet schlecht über die Kirche, wird das den Templern in euren Reihen nicht gefallen. Die Magier in eurer Gruppe bindet dies umso mehr an euch. Die meisten Entscheidungen trefft ihr mit der Macht des Wortes – und der Hilfe des bekannten Dialogrades.
Und hier kommen wir zu einem Kritikpunkt, den vor allem Fans von Dragon Age: Origins teilen werden. Denn Inquisition geht in Bezug auf die Bandbreite an Antworten zu sehr auf Kuschelkurs. Zwar könnt ihr immer noch zwischen freundlicheren und deftigeren Antworten auswählen, die Möglichkeit das machtbesessene Arschloch heraushängen zu lassen ist jedoch nicht mehr so stark wie zuvor. Hier werdet ihr den rauen, dreckigen Umgangston und das düstere Flair vermissen, das Origins noch auszeichnete. Anscheinend wollte man im Hause Bioware den sicheren Pfad wählen und keinem potenziellen Käufer vor den Kopf stoßen. Schade eigentlich, schließlich erfreut sich „Game of Thrones“ trotz – oder wegen – seiner rauen Welt großer Beliebtheit.
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