Midnight Fight Express: Test zum brachialen Brawler

Motivierende Progression trifft auf wuchtiges Gameplay

Die Kernkompetenz des Spiels liegt nicht im Erzählen einer bahnbrechenden Geschichte, sondern im Gameplay an sich. Das ist in seinem Kern vergleichbar mit einer Mischung aus dem bereits erwähnten Batman Arkham Asylum und Beat ‘em Up Spielen wie Streets of Rage oder Battle Toads.

Ihr seid zumeist von einer Meute diverser Gegnertypen umzingelt und prügelt euch durch die Massen, pariert fließend feindliche Angriffe und setzt zu gut getimten Ausweichmanövern an.

Das fühlt sich aus der isometrischen Perspektive stets übersichtlich an, sodass ihr immer alles im Blick habt und die gegnerischen Aktionen gut lesen könnt. Dadurch wird es selten unfair und ihr könnt in der Regel schnell erfassen, was auf dem Bildschirm passiert.

Neben dem klassischen Faustkampf könnt ihr des Weiteren jederzeit die Umgebung als Waffe nutzen und so den Widersachern Kartons, Stühle oder Gasflaschen in deren Visagen pfeffern. Zudem könnt ihr die Bewaffnung der zahlreichen Gegnerscharen aufnehmen und gegen sie verwenden.

Unter den insgesamt 100 Waffentypen befinden sich tatsächlich nicht nur Nahkampfwaffen wie Messer oder Schlagstöcke, sondern ebenfalls Fernkampfwaffen wie Pistolen oder Gewehre, mit denen ihr in Twinstick-Shooter-Manier auf die Verbrecher zielt und abdrückt. Diese verschiedenen Waffen haben den Nachteil der begrenzten Haltbarkeit und geben nach ein paar Schlägen respektive einem verschossenen Magazin den Geist auf.

Insgesamt bietet Midnight Fight Express 79 unterschiedliche Gegner und Bosse. Das hört sich erstmal nach unfassbarer Vielfalt an, ab einem gewissen Punkt variieren die Widersacher aber hauptsächlich im Aussehen. Kreativ ist das allemal, wenn ihr zum Beispiel eine Kissenschlacht in einem Entwicklerbüro gegen Designer in Pyjamas erlebt.

Die vereinzelt platzierten Boss-Gegner verlangen euch dagegen nochmal etwas mehr ab, da sie mit speziellen Waffen, Fähigkeiten und vor allem mit mehr Lebensenergie um die Ecke kommen und euch das Leben damit schwermachen. Vom Flammen werfenden Koch bis hin zum Iron Man ähnlichen Robo-Boss bietet das Spiel hier viel Abwechslung. Circa alle vier Level taucht so ein Superbösewicht auf und ihr werdet prompt gezwungen, deren Skills und Bewegungen zu erlernen.

Solltet ihr in diesen Auseinandersetzungen das Zeitliche segnen, machen sich die schnellen Ladezeiten bezahlt, denn trotz des normalen Schwierigkeitsgrads sind die höhergestellten Verbrecherjungs und -mädels teilweise ganz schön hartnäckig, da sie oftmals nicht allein auftreten, sondern von ihren Untergebenen unterstützt werden. Auch die Kampfareale sind bei diesen Begegnungen kleiner, womit das Ausweichen schwieriger und das Kontern heikel wird. In diesen Fällen ist es hilfreich, sich erstmal eine Taktik zurechtzulegen und Schritt für Schritt die Gegner zu dezimieren.

Die insgesamt 40 Level, in denen ihr den Gangstern das Leben zur Hölle macht, sind sehr vielfältig designt und bieten alles, was ihr euch bei einer nächtlichen Jagd durch eine düstere Stadt vorstellen könnt. Rasende Züge, Tankstellen, Nachtclubs oder einfache Hinterhöfe sind nur ein paar der Schauplätze, die euch geboten werden. Die verschiedenen Gegenspieler sind ebenfalls nicht immer die gleichen, sondern passen sich entsprechend ihrer Umgebung an. Ihr werdet auf Rattenmenschen in der Kanalisation treffen oder auf Wissenschaftler in Laboren, die Breite des Gegnerkaders von Midnight Fight Express ist dahingehend wirklich sehr lobenswert.

Zur weiteren Abwechslung haben es ein paar Fahrzeuglevel ins Spiel geschafft, bei denen es darum geht, das eigene Fahrzeug von Hindernissen fernzuhalten und gleichzeitig feindliche Boote, Autos oder Motorräder zu beschießen.

Die meiste Zeit prügelt ihr euch allerdings durch die schlecht gelaunten Horden der Gangster-Unterwelt. Das ist auf die Dauer des Spiels von circa 7 Stunden vollkommen in Ordnung und mannigfaltig genug.

Damit sich diese Spieldauer nicht zäh und unfair anfühlt, braucht es eine präzise Steuerung und die bietet euch Midnight Fight Express. Neben leichten und schweren Angriffen könnt ihr im Einsatz zur Rettung der Stadt Angriffe blocken, kontern, ausweichen, Finisher einsetzen, Waffen aufnehmen, schießen und trotz all dieser Möglichkeiten fühlt man sich nicht überfordert. Nach dem Motto „easy to learn, hard to master” haben mit diesen Möglichkeiten alle Spielertypen Spaß.

Blindes Prügeln hilft nicht immer, kann trotzdem häufig zum Ziel führen. Habt ihr hingegen im Verlauf des Spiels gelernt, die vielfältigen Möglichkeiten der Feindbeseitigung zu perfektionieren, kommen dabei grazile und künstlerische Kampfperformances heraus, die sich sehen lassen können. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihr in einen Flow kommt, von Gegner zu Gegner springt und den Kombozähler hochprügelt. Mit jedem weiteren Level werdet ihr merken, dass ihr besser werdet und eine motivierende Progression eurer Skills stattfindet.

Zwischen den einzelnen Levels geht es in euer Versteck. In diesem Bildschirm könnt ihr nicht nur Babyfaces Aussehen anpassen oder auf diverse Statistiken blicken, sondern obendrein insgesamt 40 neue Fähigkeiten freischalten. Von zusätzlichen Nahkampfaktionen bis hin zu neuen Finisher-Moves unterstützt das Skill-System die schon zuvor genannte Progression enorm. Nach jedem Level solltet ihr auf jeden Fall einen weiteren Punkt in eure Talente investieren, um so fortlaufend etwas Neues zu lernen.

In eurem Versteck ist es außerdem möglich, bereits besuchte Level erneut zu absolvieren. Das solltet ihr zweifellos probieren, denn nach einmaligem Durchspielen konnte ich nur auf ungefähr 40% Fortschritt blicken. Die restlichen Prozente gibt es unter anderem durch zusätzliche 120 Herausforderungen in den bereits gespielten 40 Levels. Dort müsst ihr mal eine gewisse Anzahl an Gegner im Zornmodus killen, von feindlichen Schlägen verschont bleiben oder unter gewissen Zeitvorgaben Aufgaben erledigen. Das motiviert definitiv nochmal, in die vorigen Levels zu springen.

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