NBA 2K22: Test zum spektakulär inszenierten Korbleger

Vom rauen Asphaltcourt in die großen Arenen der NBA

In dem mittlerweile obligatorischen Karriere-Modus könnt ihr euren unbekannten Straßenspieler MP auf der Reise von ganz unten bis zum allergrößten Superstar der NBA-Historie begleiten. Nachdem ihr euren Charakter nach euren ästhetischen Vorstellungen erschaffen habt, beginnt der Ernst des Basketballer-Lebens, denn ein Superstar will nicht nur auf dem Platz eine gute Figur machen, sondern auch abseits des sportlichen Spektakels für Aufsehen sorgen.

So liegt es unter anderem an euch, ob ihr neben eurer Karriere als anstrebender NBA-Star beispielsweise auch eine Marke als stilechte Werbe-Ikone oder künstlerisch begabter Musiker aufbaut. Dafür müsst ihr in der verhältnismäßig großen und frei begehbaren Stadt verschiedene Business-Termine, Mode-Events oder PR-Interviews wahrnehmen, um euch in der Welt außerhalb des Sports einen Namen zu erarbeiten. Dabei steigt nicht nur euer jeweiliges Ansehen, sondern auch eure treue Fan-Base.

Für eure erreichten Leistungen auf und neben dem Feld erhaltet ihr dann Münzen, die ihr beispielsweise für Marken-Kleidung aller Art ausgeben dürft. So könnt ihr euch unter anderem bei allen großen Herstellern wie Nike, Adidas oder Puma rundum eindecken und euren persönlichen Style in der Stadt zeigen. Natürlich werden solche Errungenschaften auch gerne auf eurem YouTube-Kanal gezeigt und beworben – alles für die treuen Fans!

Doch das – vermeintlich – Wichtigste in NBA 2K22 findet nach wie vor auf dem hochglanzpolierten Court in Form von Fünf-gegen-Fünf statt. Hier dürft ihr dann eure erlernten Fähigkeiten im harten Off- oder Online-Konkurrenzkampf unter Beweis stellen. Mit jeder erfolgreichen Aktion gewinnt ihr dann wertvolle Punkte, die in verschiedenen Skills wie Spielaufbau, Abschluss oder Defensive fließen.

Sobald eine dieser Fähigkeiten vollends gefüllt ist, erhaltet ihr als Belohnung eine sogenannte Plakette. Diese könnt ihr dann für unterschiedliche Perks wie beispielsweise einen gesteigerten Wurf-Boost oder eine höhere Dunk-Chance investieren, um euren Spieler nachhaltig zu verbessern. Der Prozess stellt sich dabei als langwierige Angelegenheit heraus, sodass ihr tatsächlich hart dafür arbeiten beziehungsweise spielen müsst, um tatsächlich der aktuelle NBA-Superstar zu werden.

Dabei stellt sich das ambitionierte Unternehmen als echte spielerische Hürde heraus, da euer Spieler anfangs kaum in der Lage ist, den Ball in den Korb zu befördern, selbst wenn MP direkt unter diesem steht. Das frustriert gerade zu Beginn sehr und könnte den einen oder anderen Zocker schnell abschrecken. Wer sich allerdings der knackigen Herausforderung stellt, fleißig an seinen eigenen und denen seines Spielers arbeitet, wird zwangsläufig die ersten kleinen Erfolge einheimsen.

Ihr könnt euch natürlich auch ganz bequem der fragwürdigen Monetisierungspolitik beugen und euer hartverdientes Geld durch virtuelle Münzen tauschen, die ihr dann beispielsweise in euren Karriere-Spieler stecken könnt, um dem mühevollen Grind zu entfliehen. Dieses kontraproduktive Finanzierungsprinzip widerspricht – unserer Meinung nach – allerdings dem fairen Sportgedanken und zielt nicht auf einen gesunden Wettbewerb beziehungsweise auf eine generelle Chancengleichheit ab.

Nachdem ihr euch dann durch das wilde College gekämpft und die NBA-ähnliche G-League gerockt habt, wartet letztendlich der langersehnte Traum auf euch – der Draft zum NBA-Spieler. Obwohl ihr euch auch gleich für die NBA entscheiden könnt, solltet ihr euren unerfahrenen Spieler in den unterklassigen Ligen erstmal ausgiebig trainieren und umfangreich aufwerten, um dann bei den Größten nicht nur einfach mitspielen sondern auch bleibenden Eindruck hinterlassen zu können.

Leider wird der deutlich überzeichnete Protagonist durchgehend äußerst naiv und extrem unbeholfen dargestellt, so werden sämtliche Entscheidungen für ihn im Vorfeld bereits getroffen und er muss sich dementsprechend kaum mit den wichtigen Details seiner erfolgreichen Sportlerkarriere auseinandersetzen.

So verhandelt euer eifriger Spielermanager Ricky Bennett stets die Verträge aus, wählt das schicke Interieur eurer noblen Bude aus oder kümmert sich um die zeitintensive Kreativarbeit eures hippen Rap-Tracks, während ihr auf dem modischen Lifestyle-Laufsteg die fettesten Outfits der angesagten Labels präsentiert. Dadurch entsteht schnell das blutleere Image eines eindimensionalen und unselbstständigen Basketballers, der dementsprechend kaum Persönlichkeit ausstrahlt.

Dennoch macht die unterhaltsam inszenierte Karriere mit all ihren Facetten jede Menge Spaß, motiviert euch mit abwechslungsreichen Aufgaben ungemein und bietet auch abseits des Courts einen verhältnismäßig großen Umfang, der euch garantiert etliche Stunden in Anspruch nehmen dürfte.

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