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In den 50ern gab es noch kein HD
Nicht nur vom Szenario steckt Sniper Elite V2 rund 70 Jahre in der Vergangenheit. Auch die Technik hinter dem Titel wirkt wie ein Relikt vergangener Tage. Dies fängt bereits bei den pixeligen und detailarmen Rendersequenzen an, in denen euer namenloser Protagonist von Statur und Frisur aussieht wie ein lebendig gewordenes Exemplar von Barbies Freund Ken. Die Grafik im Spiel strotzt nur so vor matschigen Texturen, Clippingfehlern und Kantenflimmern.
Auch die Animationen der Charaktere fallen nur durchschnittlich aus. Soldaten eiern durch das Schlachtfeld, euer Scharfschütze hat Probleme, sich hinter größeren Objekten zu verstecken und selbst genaue Treffer in Arme und Beine scheinen keine großen Auswirkungen auf die Beweglichkeit eurer Opfer zu haben. Trotz der grafischen Mängel kann die Szenerie überzeugen. Die Wahrzeichen Berlins verleihen dem Titel ebenso Atmosphäre wie die in Massen zerstörten Häuserreihen und die am Himmel ihre Kreise ziehenden Bomber und Zeppeline. Wie bereits erwähnt, kann das Niveau hier keinesfalls mit den Toptiteln des Genres mithalten. Für ein authentisches Weltkriegsflair reicht es aber allemal.
Stimmig ist die musikalische Untermalung, die euch mit Orchesterklängen und den zu damaligen Zeiten üblichen Chansons berieselt. Leider scheitert das Audioerlebnis an den übertriebenen Synchronstimmen. Die deutschen Soldaten versuchen ein solch klischeehaft böse klingendes Deutsch vom Stapel zu lassen, dass wir uns ein Lachen an so mancher Stelle nicht verkneifen konnten. Natürlich heißen die Herren von der Wehrmacht auch noch Müller, Becker, Meier, Schmidt und Schubert, was die Geschehnisse schon fast wieder in eine Persiflage abdriften lassen. Die Audiofetzen von Russen und Deutschen wiederholen sich zudem recht schnell, wenn diese etwas entdeckt haben, Verstärkung rufen oder euch einfach ein paar Drohungen hinterherwerfen.
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