Dreamfall Chapters: Test zur längsten Reise zwischen den Welten

Zwillingswelten

Die Handlung von Dreamfall Chapters setzt genau dort ein, wo der Vorgänger aufgehört hat. April Ryan ist dem Krieg in Arcadia zum Opfer gefallen und Zoë Castillo liegt nach einem Anschlag auf ihr Leben seit rund einem Jahr in einer Klinik im Wachkoma. Schritt für Schritt gelingt es ihr wieder Kontrolle über ihren Körper zu erlangen, sodass sie die unwirtliche Zwischenwelt, in der ihr Geist gefangen war, endlich verlassen kann. In der futuristisch anmutenden Großstadt Europolis will sie nun versuchen wieder ein geregeltes Leben zu führen. Das ist leichter gesagt als getan. Denn in Europolis herrschen Überwachung und Unterdrückung. Überall patrouillieren schwerbewaffnete Polizeieinheiten. Kameras verfolgen die Schritte der Bürger. Jeder misstraut jedem. Und inmitten dieser vergifteten Atmosphäre stehen auch noch Wahlen an, die von den Konzernen als eigentliche Machthaber von Europolis kritisch beäugt werden. Als Zoë schließlich eine ehrenamtliche Stelle im Wahlkampfbüro einer liberaleren Politikerin annimmt, versinkt sie nach und nach in einem Sumpf aus Manipulation, Lügen und Gewalt.

Ähnlich ergeht es dem zweiten spielbaren Charakter von Dreamfall Chapters, dem in Arcadia lebenden Azadi-Apostel Kian Alvane. Er sitzt zu Beginn der Handlung im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung als Verräter. Der Grund ist, dass er sich von seinen militärischen Führern abgewendet hat. Er will ihren Vernichtungskrieg gegen alle magischen Wesen nicht mehr unterstützen. Auf einmal herrscht Aufruhr in der Feste. Kians Zellentür schwingt auf. Ein Mann mit Holzbein steht auf der Schwelle und fordert ihn auf ihm zu folgen. Der Fremde gehört der Rebellion gegen die Azadi-Unterdrücker an und hat den Auftrag Kian zu befreien. Würde sich dieser große Krieger nämlich dem Kampf gegen seine alten Weggefährten anschließen, könnte das der Rebellion den nötigen Schub verleihen. Zögernd willigt Kian ein und führt dann ein paar Spionageaufträge in der Ortschaft Mercuria aus. Allmählich kommt er so einer Verschwörung auf die Spur, die nicht nur seine Welt, sondern auch Zoës Heimat an den Rand der Zerstörung bringt.

Wie schon bei den Vorgängern liegt der Fokus bei Dreamfall Chapters ganz klar auf einer unter dem Strich spannend erzählten Geschichte. Zwar gerät die Handlung im ersten Drittel das eine oder andere Mal leicht ins Stocken, doch wenn Kian beispielweise hinter die Wahrheit der Azadi-Aktionen kommt oder sich euch allmählich enthüllt, welche Rolle Zoë für das Schicksal der beiden Welten spielt, entschädigt euch das auf alle Fälle. Auch dass Dreamfall Chapters ursprünglich in Einzelepisoden veröffentlicht wurde, stört hier nicht, weil die Unterteilung in die einzelnen Kapitel sinnvoll ist. Besondere Aha-Momente werden so nämlich nochmals hervorgehoben. Lediglich der Umstand, dass doch viel Wissen um die Geschehnisse der ersten beiden Teile beim Spieler vorausgesetzt wird, könnte auf Neueinsteiger abschreckend wirken. Allerdings verfügt Dreamfall Chapters über eine ausführliche Datenbank, die Lesewilligen alles Wichtige zusammenträgt und diese Hürde etwas absenkt, sowie ein Story-Recap-Video zu Dreamfall: The Longest Journey.

Präsentiert wird die Handlung in Form von Zwischensequenzen und zum Teil recht ausführlichen Dialogen, die die einzelnen Figuren miteinander führen. Einige davon fallen zugegebenermaßen etwas langatmig aus, insgesamt tragen aber alle zur Atmosphäre bei und lassen euch in die Welten von Zoë und Kian tiefer eintauchen. Wann ihr mit welchem der Charaktere unterwegs seid, entscheidet im Übrigen nicht ihr. Auch der Wechsel der Hauptfigur ist ein erzähltechnisches Mittel, der euch kleinere Cliffhanger beschert.

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