FIFA 16: EAs Fussballsimulation im Wandel

Fazit

Der Kampf FIFA gegen PES ist seit langen Jahren zur Glaubensfrage mutiert. Nun droht FIFA 16 ebenfalls die Spaltung. Denn das entschleunigte Gameplay samt neuem Passsystem wird nicht bei allen FIFA-Veteranen auf Gegenliebe stoßen. Für uns ist es ein zweischneidiges Schwert. Wir lieben den bedachten Spielaufbau, die klugen Flankenwechsel und die taktischen Raffinessen, die wir mit falschen Neunern, überlaufenden Flügelspielern und abkippenden Sechsern auf den Rasen zaubern können.

Was uns an FIFA 16 nicht gefallen hat, ist die Ohnmacht im Passsystem. Warum können die Fußball-Millionäre auf dem virtuellen Rasen manchmal keinen Ball drei Meter geradeaus spielen? Wieso versackt ein exakt gleich gespielter Pass einmal auf halben Wege, während er beim anderen Mal präzise sein Ziel erreicht? Und aus welchem Grund verspringen technisch versierten Spielern die einfachsten Annahmen?

Traurig, aber wahr: Während wir in FIFA 15 abseits von Ronaldo und Messi mit Kombinationsfußball die Lorbeeren einfuhren, greifen wir in FIFA 16 öfters zum 1-gegen-1. Einzelaktionen entscheiden nun unsere Spiele – No Touch Dribbling sei Dank! Es macht Spaß, die Verteidiger mit gezielten Körpertäuschungen zu vernaschen oder das Spieltempo durch das Abschirmen des Leders zu verschleppen. Hat man die gegnerische Verteidigung erst einmal durchbrochen, sorgen satte Schüsse, packende Zweikämpfe und zappelnde Netze für Fußballfreude pur.

Hierfür sorgen neben der aktuellen DFL-Lizenz für Hymne und Spielanzeigen vor allem Wolff Fuss und Frank Buschmann. Das Duo harmoniert großartig, hat zahlreiche neue Infos auf Lager und kommentiert mit viel Leidenschaft. Die unsäglichen Abiturienten- und Basketball-Sprüche gehören der Vergangenheit an. Hier und da passt das Gesagte nicht zum Spielgeschehen. Das wird sich aufgrund der Fülle an Zeilen vielleicht nie ändern.

Ändern wird sich hoffentlich irgendwann der blasse Karrieremodus. Trainingsmöglichkeiten und Vorbereitungsturniere machen Spaß, ersetzen jedoch keine inszenierten Pressekonferenzen, Dialoge mit Spielern oder tiefgreifende Managementaspekte wie Merchandising oder Ticketpreise. Da trifft es Ultimate Team besser, vor allem mit dem neuen Draft Modus. Dass ihr für diesen extra blechen müsst, empfinden wir als Frechheit. Wer weder mit Karten noch mit der KI zocken will, der trifft sich online mit Freunden zum Pro Club oder der Virtuellen Bundesliga.

Fehlt nur noch das Feature, das am meisten Aufmerksamkeit erregt hat: Die Frauen-Nationalteams. Der Fußball der Damen spielt sich leicht anders als der der Herren, dennoch FIFA-Like. Die Modelle der Spielerinnen sind gut gelungen. Und ab FIFA 17 wird es sicherlich mehr Einsatzzeit für die Mädels geben als nur das Länderturnier und Freundschaftsspiele.

FIFA 16 ist mehr als je zuvor eine Geschmacksfrage. Wollt ihr euch in einen bedachteren Spielaufbau mit viel Fehlerpotenzial reinbeißen und dafür ein wohltuendes Gefühl der harten Arbeit spüren? Wollt ihr zahlreiche Lizenzen und das beste deutsche Kommentatoren-Duo? Dann ist FIFA 16 das Spiel für euch. Sehnt ihr euch nach den schnellen Kombinationen, dem flinken Kick and Rush vergangener Tage? Ihr könntet enttäuscht werden.

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