Saints Row Reboot: Test zum Reboot der Open-World-Actionserie

Vier Freunde sollt ihr sein

Die vier Mitbewohner stimmen genussvoll ihre Mord-Instrumente, sie besprechen sich lauthals, diskutieren heißblütig über den Neuerwerb eines Waffeleisens, sie machen Eintragungen auf ihrem Whiteboard, brechen dann ab, knuddeln ihre Katze Snickerdoodle und diskutieren erneut – es dauert nicht lange, bis wir Spieler merken, dass es sich hier um eine besondere Freundschaft handelt.

Das Wissen, wie es zu dieser gekommen ist, wird uns leider verwehrt. So etwas hätte man uns via Rückblende zukommen lassen können und wir als Spieler wären stärker in das Schicksal der Figuren involviert gewesen. Die Immersion wäre um ein Vielfaches höher. Und man hätte auf der Seite der Regie die Wahl getroffen, die ohnehin meist nur an der Oberfläche bleibende Dramaturgie mit etwas mehr Tiefe und Sinn zu versetzen.

Gleiches gilt für eine weitere Begebenheit hinsichtlich eurer Crew. Der notorische Shirt-Verweigerer und DJ Kevin ist auf der Suche nach weiteren Freunden schließlich bei den hiesigen Idols fündig geworden. Die Auto- und Kunstinteressierte Neenah wollte ursprünglich in einem Museum arbeiten, landete aber über Umwege bei den Los Panteros, bei denen sie nun an deren Fuhrpark werkelt.

Unsere eigene Spielfigur dagegen arbeitet zunächst für das private Militärunternehmen Marshall. Im Zuge der ersten Missionen gibt es natürlich Stress mit allen Parteien, was dazu führt, dass ihr mit den Mitbewohnern euer eigenes Gangster-Start-up gründet. Hier lies Volition eine große Chance ungenutzt verstreichen, da man diese vorhandene Konstellation ohne große Auswirkungen fallen lässt.

Das ist alles per se nicht schlecht, doch mit der Aura des Bekannten geht einher, dass Überraschungen in der Narrative nicht wirklich vorhanden sind. Hier hätte man den Reboot perfekt nutzen können, um etwas mehr Tiefe und Fallhöhe hineinzubringen. Hier ist die direkte Konkurrenz immer noch mindestens eine Nasenlänge voraus.

Dennoch lehnten wir uns jedes Mal aufs Neue gerne zurück und genossen weitere, teils urkomische Diskussionen. Der Reboot setzt auf viel Situationskomik und gewitzte Dialoge, die uns, wenn nicht immer zum Lachen, wenigstens zum Schmunzeln gebracht haben.

Dieses Spiel nimmt sich niemals ernst, und schafft es dennoch, dass uns die vier Kameraden bis zuletzt ans Herz gewachsen sind. Als wir relativ zu Beginn des Spiels aus Mangel an Geld noch Serien-typisch unseren fahrbaren Untersatz stehlen wollten, bittet uns Entrepreneur Eli zugunsten der CO₂-Bilanz einen Hybrid-Wagen zu stehlen. Ist das Albern? Natürlich! Doch Saints Row bleibt nun mal Saints Row.

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