The Division 2: Wie realistisch ist der Shooter?

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Image: Ubisoft

Kurz vor der Veröffentlichung gehen wir auf die Frage ein, wie realistisch The Division eigentlich ist oder sein kann.

Wie realistisch ist eigentlich die The Division-Reihe aus dem Hause Ubisoft? Kommentar und Beitrag von @Angelhunter.

Natürlich kann jeder sofort antworten: Es ist ein Spiel, wen interessiert das?  Doch dieses Hinterfragen erscheint durchaus berechtigt. Schließlich ist der Autor mit dessen Name sich die Tom Clancy Spiele schmücken zwar für erfundene Szenarien bekannt geworden, aber diese bemühten sich immer um ein Maximum an Authentizität. Sei es das Vorgehen der Truppen, das Verhalten der Menschen oder auch die Ausrüstung – alles soll real wirken. 

Nicht umsonst war Mr. Clancy nicht nur Romanautor, er verfasste auch einige ziemlich dicke Fachwälzer. Zum Beispiel über das Marine Corps oder die Airforce und deren Ausrüstung bzw. Bewaffnung. Deswegen widmen wir uns in einer kleinen Artikelreihe einigen Aspekten der Spiele und beantworten im Idealfall die Frage, wie realistisch das Gezeigte denn so daherkommt. Wir hoffen Ihr habt beim Lesen genau so viel Freude wie ich beim Verfassen und freuen uns auf eure Kommentare. 

 Den ersten Teil widme ich dem Szenario und der Weltkonstruktion. 

“Ihre Einsatzregeln bestehen darin, dass sie keine haben.” 

Die Strategic Homeland Division, im Spiel mit SHD abgekürzt und Shade (Schatten) ausgesprochen, ist eine Einheit aus Schläfer-Zellen, welche direkt dem Präsidenten unterstellt sind. Ihr Motto ist: Extremis Malis Extremis Remedia – Extreme Maßnahmen für extreme Umstände. 

Ihre Befehle erhalten sie direkt vom Präsidenten. Ihre Gründung geht auch auf eine direkte Maßnahme eines solchen zurück. Diese Maßnahme fand so auch wirklich statt: 

Im Jahre 2007 unterzeichnete George Bush jun. am 04. Mai eine Anweisung. Die National Security and Homeland Security Presidential Directive, kurz Direktive 51. Diese gibt dem Präsidenten der Vereinigten Staaten für einen katastrophalen Notfall besondere Vollmächte. 

Im Grunde genommen wird dabei dem Präsidenten die Möglichkeit erteilt, eine Übergangsregierung aus selbst ausgesuchten Menschen zu bilden und dieser die vollständige Gewalt über die Geschicke des Landes zu geben. Damit fallen unter anderem so „Kleinigkeiten“ wie die Gewaltenteilung unter den Tisch. Zumindest so lange die Krise anhält. 

Natürlich war 911 ein besonderer Punkt der dazu beigetragen hat aber auch ein Forschungsprojekt aus dem Jahre 2001. Während die Direktive 51 verbrieft und jederzeit auch eingesehen werden kann, gibt es über das Folgende deutlich weniger stichhaltiges Material als wünschenswert: 

Am 22. und 23. Juni dieses Jahres wurde am John Hopkins Center für zivile Bioverteidigungsstrategien ein Experiment durchgeführt. Mit Operation Dark Winter sollte ein Angriff auf das Land und die Bevölkerung mit einer Biowaffe simuliert werden. Damals nahm man die Pocken. Die Ergebnisse waren wohl augenöffnend und zeigten auf, wie schlecht das ganze Land und insbesondere Regierung und Institutionen darauf vorbereitet waren. 

Diese beiden Daten wurden von Ubisoft zusammengetragen. Der Anschlag weist Parallelen zur Arbeit an Operation Dark Winter auf und Direktive 51 führt zur Gründung der Strategic Homeland Division. Die Ursprünge sind also durchaus als real zu betrachten. Zumal die Verbreitung der Pandemie wie sie im Spiel vorkommt, durchaus so funktionieren könnte. Ubisoft holte sich als Berater sogar einen Fachmann dafür ins Haus. Der Autor Nafeez Ahmed ist Experte für globale Krisen und das Phänomen der Massengewalt. 

Kommen wir also zur eigentlichen Division. 

Die Agenten der SHD sind hochtrainiert und -ausgebildet. Sowohl was Waffen und Taktiken als auch Organisation und das Überleben in widrigen Umständen angeht. Da sie nur im äußersten Notfall, zum Beispiel dem Zusammenbruch der amerikanischen Regierung aktiviert werden, sind sie in normalen Berufen und Existenzen verankert. Selbst untereinander sind sie sich nicht bekannt. 

Das bedeutet in der Lore, dass im Grunde genommen niemand weiß wer ein SHD Agent ist. Nach ihrer Ausbildung werden sie in ihr normales Leben entlassen und warten auf ihre Aktivierung. Wie in der Kurzfilmsammlung zu sehen ist die Idee dahinter, dass wirklich jeder ein Agent sein könnte. Vom Feuerwehrmann bis zur Studentin. Soweit die Theorie. 

Als Agenten werden übrigens nur Angestellte von zivilen Behörden bezeichnet. Siehe zum Beispiel die Bundespolizei FBI und deren Mitarbeiter. Wäre die SHD ein militärischer Arm würden die Menschen als Operator oder schlicht Soldaten bezeichnet werden. Um solche Missverständnisse zu vermeiden wurden die Mitglieder des amerikanischen Special Operation Detachement Delta, kurz Delta Force, auch als Operator bezeichnet. Das FBI bestand damals darauf, dass die Bezeichnung „Agent“ hier nicht rechtmäßig sei. 

Da Homeland Security seine Mitarbeiter ebenfalls als Agents bezeichnet, ist dieses dahingehend auf jeden Fall schlüssig. 

Doch jetzt stoßen wir an die ersten Grenzen des Szenarios. Über die eigentliche Ausbildung der SHD Agenten ist nichts bekannt, es lassen sich aber Rückschlüsse ziehen. Immerhin nutzen sie unterschiedlichste Waffen- und andere Systeme, auch die fortgeschrittene Nutzung von Computern ist zu beobachten. Nahkampf wird rudimentär repräsentiert. Allerdings ist davon auszugehen, dass zumindest grundlegende Kenntnisse vermittelt worden sind. 

Doch wo? Und vor allem: Von wem? Wer bildet die Agenten aus? Werden sie durch verschiedene Institutionen geschickt? Denn ihr Einsatzspektrum deckt sowohl militärische Taktiken und Waffen als auch zivilbasierte Ermittlungen ab. Natürlich wäre es vorstellbar, dass während der Ausbildung immer wieder Teilabschnitte in anderen Einheiten abgelegt werden. Der britische Special Air Service trainiert zum Beispiel auch mit anderen staatlichen Spezialeinheiten oder leiht Ausbilder aus. Da auch die Geiselrettungsteams des FBI vom SAS trainiert wurden, nicht nur an das jeweilige Militär. 

Doch allein die Koordination wäre ein Albtraum. Ganz zu schweigen davon, wie der jeweilige Agent in Ausbildung das vor seinem Privatleben geheim halten will. Die Grundausbildung, von der Qualifikation bis zum Entscheid über die Spezialisierung eines Soldaten, des Kommando Spezialkräfte der deutschen Bundeswehr dauert zwei Jahre. Das Festlegen und Erlernen einer Spezialisierung, wie wir sie ja im zweiten Teil von The Division sehen, kommt erst im Anschluss. 

Eine Überlegung wäre natürlich, ehemalige entsprechend ausgebildete Soldaten und andere Einsatzkräfte quasi nahezu fertig in die Division zu übernehmen. Doch wer würde das mitmachen? Ein entsprechend hartes Auswahlverfahren bestehen, die langwierige und nicht weniger harte Ausbildung mitmachen und dann…? Wieder nach Hause gehen und so tun als hätte man einen vollständig anderen Job? Allein die psychische Belastung wäre enorm und würde mit Sicherheit für Ausfälle ohne Ende sorgen. 

Hier bewegt sich Ubisoft also eher im Bereich der kreativen Erzählung. 

Ein weiteres Problem ist das Training. Ob es die physische Fitness ist oder das Verwenden der diversen Waffen auf konstant hohem Niveau. Dazu käme noch das konstante Lernen und sich selber auf dem aktuellen Kenntnisstand halten, was Entwicklungen in Sachen Taktik, Waffenkunde und der ganzen anderen Kenntnisse angeht. 

Selbst das Training ist bei entsprechenden Elite-Einheiten ein Vollzeitjob. Denn dieses Fitness Level will gehalten werden. Allein die Ausrüstung, Waffen und Munition welche vom Agenten transportiert werden. Der Operationsrucksack eines KSK-Soldaten allein wiegt zwischen 30 und 50 Kilogramm. Dazu kommt das individuelle Gewicht der Waffen, ein Scharfschützengewehr allein bringt es in den zweistelligen Kilogramm Bereich. Marschieren wird damit schon sehr anstrengend, aber die SHD Agenten sprinten ja sogar mit ihrer Ausrüstung. 

Wenn die Handhabung von Waffen in dieser Art auf zivilen Schießständen so möglich wäre, käme immer noch die Erklärungsnot. Combat Shooting oder auch Close Quarter Combat, also das taktische Schießen im kurzen und mittleren Waffenbereich, bedarf besonderer Vorrichtungen und entsprechender Sicherheit. Wie erklärt ein angeblicher Zivilist derartige Vorhaben? Wie erklärt er überhaupt seine tiefgehende Kenntnis? Denn YouTube allein reicht da nicht wirklich. 

Diese Fähigkeiten auf einem konstant hohen Level zu halten ist und bleibt also etwas, dass selbst als Hobby neben einem anderen Vollzeitjob nur schwer mit einem Privatleben vereinbar ist. Fragende Blicke mal außen vor gelassen… 

Also hier darf Ubisoft auch wieder dichterische Freiheit zugestanden werden. 

Doch wie sieht es überhaupt mit der Ausrüstung und so weiter aus? Wie sieht es mit der Handhabung aus? Wie taktisch gehen die Agenten wirklich vor? Das sind Fragen, denen wir uns im nächsten Teil widmen. 

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33 Kommentare Added

  1. Premiumpils 66850 XP Romper Domper Stomper | 10.03.2019 - 11:17 Uhr

    „Wie realistisch ist der Shooter?“

    Null!

    Aber muss ja auch nicht.

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  2. Thoridias 49480 XP Hooligan Bezwinger | 10.03.2019 - 11:17 Uhr

    Wow Sehr gute News. Eine gute Mischung aus Realität und Künstlerischer Freiheit passt auf jeden Fall zu Die Wischen 2.

    Wenn es nur auf Realität getrimmt wäre das man nach 100m Sprint aus der Puste usw ist würde der Spielspaß ja für Casual Gamer nicht mehr so gegeben sein.

    Siehe Arma 3 was schon

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  3. DarrekN7 106760 XP Hardcore User | 10.03.2019 - 11:19 Uhr

    Sehr geil, dass Ihr Euch mal mit sowas beschäftigt.

    Das Szenario mit dem Schläfer fand ich auch komisch. Ich stelle mir lieber vor, mein Agent war vorher ein Kommandosoldat im aktiven Dienst, der für so ein Programm gemeldet wurde und für den Tag X eine Zusatzausbildung erhielt.

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  4. scott75 98040 XP Posting Machine Level 4 | 10.03.2019 - 11:27 Uhr

    The Division 2 werde ich mit meinen Kollegen wieder exzessiv durch powern !

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  5. Jodastream 19160 XP Sandkastenhüpfer Level 4 | 10.03.2019 - 11:37 Uhr

    Gutes Thema.. aber wenn ich Realität will schalt ich aus und geh ich ins freie.

    EDIT News-Tipps nur über das Kontaktformular.

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    • alesstunechi 63405 XP Romper Stomper | 10.03.2019 - 11:52 Uhr

      Achso, nimmst auch gleich dein LMG mit und ballerst wild um dich… ?

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      • Jodastream 19160 XP Sandkastenhüpfer Level 4 | 10.03.2019 - 11:54 Uhr

        Nich wirklich immer das reinigen hinterher ? ….. für mich is Realismus in Spielen nicht notwendig

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        • DarrekN7 106760 XP Hardcore User | 10.03.2019 - 12:02 Uhr

          Vielleicht solltest Du Realität einfach mit Immersion ersetzen. Wie wichtig ist einem in Spiel X Gameplay Y. Gibt ja diverse Shooter mit unterschiedlichen Szenarien.

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        • alesstunechi 63405 XP Romper Stomper | 10.03.2019 - 12:08 Uhr

          Wenn es das Einzige ist was dich davon abhält… ?

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  6. FoXD3vilSwiLd 48860 XP Hooligan Bezwinger | 10.03.2019 - 11:51 Uhr

    Also diese Schläfer gibt es mit Sicherheit.

    Die haben dann ein “Bürojob“ bei Firma xy, da fahren die hin, gehen ins Haus und dann gibt es da, von mir aus, unterirdische Räume, wo die trainieren, statt im Büro zu sitzen.
    Das kann auch eine staatliche Scheinfirma sein.

    Also so unrealistisch ist das sicherlich nicht.
    Nur weil wir Normalbürger dass nicht wissen.

    Mein Nachbar kann mir auch erzählen er arbeitet für die Versicherung xy, ich google ihn da bestimmt nicht oder sonst was.
    Also prüft jeder das, was sein Nachbar ihm erzählt?

    In der Stadt sowieso nicht.
    Und da gibt es auch genug die täglich ins fitness Studio gehen oder so.
    Und in den Riesen Städten in Amerika noch weniger Kontrolle.

    Also so frei erdichtet ist das sicherlich nicht.

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  7. LGK1981 12620 XP Sandkastenhüpfer Level 2 | 10.03.2019 - 11:58 Uhr

    Realismus ist mir bei Shootern nicht wichtig. Das ist mir bei Sport und Rennspielen wichtiger.

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  8. Dr Gnifzenroe 230060 XP Xboxdynasty Veteran Bronze | 10.03.2019 - 12:01 Uhr

    Als realistisch würde ich The Division nicht betrachten, maximal mit semi-realistischen Zügen. Mehr sollte ein Spiel auch nicht sein.

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  9. OzeanSunny 0 XP Neuling | 10.03.2019 - 12:09 Uhr

    Ich finde es gut wenn man sich Gedanken macht wie es passt mit der Story. Selbst wenn es nicht realistisch ist macht es doch mehr Spaß einige Hintergrundinformationen zu haben. Real oder Fake ist mir da egal.

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  10. de Maja 225969 XP Xboxdynasty Veteran Bronze | 10.03.2019 - 12:09 Uhr

    Naja, wenn man beim ganzen World building so auf Realismus setzt warum macht man dann einen Loot Shooter wo die Gegner regelrecht Bulletsponges sind, muss aber zugeben bei Division 2 ist es nicht so extrem wie bei Anthem oder Destiny. Hätte gern ein Rainbow Six in dem Setting und damit meine ich nicht Siege, sondern eher Vegas.

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    • Porakete 154490 XP God-at-Arms Silber | 10.03.2019 - 12:42 Uhr

      Also ich fand in der Endgamedemo von Division 2 schon, dass die Gegner ziemlich viele Kugeln gefressen haben. Aber Realismus in Spielen ist auch immer relativ zu sehen.

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