Xbox Game Studios: Bethesda-Deal in trockenen Tüchern, doch wie geht es weiter?

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Image: Xbox Game Studios

Der 7,5 Milliarden Dollar schwere Bethesda-Deal ist endlich in trockenen Tüchern, doch wie geht es weiter?

Zenimax und Bethesda gehören ab sofort zu Microsoft. Zwar gibt es noch keine öffentliche Erklärung, da hinter den Kulissen die Tinte unter den Verträgen noch nicht getrocknet ist und Berge von Dollar-Scheinen in Höhe von 7,5 Milliarden „rüber gescheffelt“ werden müssen, aber es ist vollbracht!

Der Bethesda-Deal ist in trockenen Tüchern und Microsoft wird wohl jetzt erst einmal kurz tief durchatmen, danach die Korken knallen lassen und etwas verkatert zum „Business as Usual“ übergehen.

xbox game studios

Doch wie geht es nun weiter mit Bethesda?

Wir haben uns einige Gedanken gemacht und möchten euch ein paar Szenarien vorstellen, über die man weiter diskutieren kann und wozu wir euch herzlich in den Kommentaren einladen.

Bestehende Verträge werden eingehalten, das ist Fakt!

Direkt zu Beginn sollte jedem klar sein, dass Bethesda vor der Übernahme mit allen hauseigenen Studios bestimmte Verträge eingegangen ist, um Spiele für diverse Plattformen in den nächsten ein bis drei Jahren zu veröffentlichen.

Microsoft hat bereits im Vorfeld ausdrücklich verkündet, dass man diese Verträge respektieren wird und erlaubt beispielsweise Spiele wie „Deathloop“ weiterhin 12 Monate zeitlich exklusiv für die PlayStation 5 zu erscheinen. Vertrag ist Vertrag!

Dieses Vorgehen wird mit großer Wahrscheinlichkeit alle Verträge betreffen, die Bethesda vor der Übernahme unterschrieben und gegebenenfalls dafür sogar Geld kassiert hat.


Bethesda & Microsoft – Wie geht es weiter? Es darf spekuliert werden!

Ein Kommentar von Tobias Schulte

 

Eine klare Aussage zu treffen ist unmöglich, dennoch kann man das große Ganze versuchen einzuordnen.

Meiner Meinung nach muss man erst einmal die Spiele von Bethesda klar voneinander unterscheiden. Es gibt viele Bereiche, die darauf Einfluss haben, aber ich möchte es leicht und verständlich halten:

1.) Spiele, die sich bereits seit Jahren in der Entwicklung befinden und vor der Microsoft-Übernahme mit weiteren Partnern vertraglich konzipiert wurden. (Deathloop, Tokyo Ghostwire,…)

2.) Spiele, die sich in der langen Erfolgsgeschichte von Bethesda über Jahrzehnte auf allen Plattformen etabliert haben. (DOOM, QUAKE, Elder Scrolls, Fallout,…)

3.) Neue Spiele, die jetzt mit Microsoft umgesetzt werden. (Unbekannt)

Software sells Software

Während die Hardcore-Fangemeinde schreit, dass alle Bethesda-Spiele in Zukunft nur noch exklusiv im Microsoft-Eco-System erscheinen sollten, könnte der Redmonder-Konzern andere Pläne verfolgen.

Ja, „Software sells Hardware“ – und es ist immer noch der Leitspruch der alten Schule, der Sony dazu verholfen hat Millionen von Konsolen zu verkaufen, wobei hier eine erstklassige weltweite Marketing-Strategie (und vieles mehr) eine wichtige Rolle gespielt hat. (Aber das ist ein anderes Thema, wozu ich gerne etwas mehr schreiben kann, wenn ihr möchtet. Lasst es mich in den Kommentaren gerne wissen und taggt mich bitte mit @Z0RN, danke.)

Des Weiteren muss man festhalten, dass der Abverkauf von Xbox-Konsolen – also reiner Hardware – für Microsoft zwar eine wichtige Rolle spielt, aber andere Bereiche weitaus wichtiger sind.

Heutzutage verkaufen Dienste wie der Xbox Game Pass ebenfalls viele Spiele, also „Software sells Software“ und während man auf einer exklusiven Plattform um die 10 bis 20 Millionen Einheiten verkaufen kann, sind es auf mehreren Plattformen vielleicht 100 Millionen?

Wenn man jetzt ein Unternehmen fragt, ob es 10 Millionen oder 100 Millionen Spiele verkaufen möchte, wie wäre wohl die Antwort? Und seien wir mal ehrlich, da draußen will doch jede Spielschmiede das nächste Grand Theft Auto, FIFA oder Call of Duty auf den Markt werfen, das dann über Jahrzehnte millionenfach gespielt wird und sich bis heute (jährlich) gut verkauft.

Aber auf einer einzigen exklusiven Plattform wäre das Erfolgsrezept von GTA5 niemals aufgegangen. Gleiches betrifft FIFA, Fortnite, Call of Duty, Apex Legends und alle anderen Spiele, die derzeit täglich millionenfach gespielt werden und Rekorde um Rekorde brechen.

Würde man jetzt ein Unternehmen fragen, was es davon halten würde, sein Spiel nicht einmalig 100 Millionen Mal zu einem festen Preis zu verkaufen, sondern es Monat für Monat für eine gewisse Gebühr zu „vermieten“ und das über Jahre, dann scheint auch hier die Antwort wieder klar zu sein.

Weiter ist für Microsoft, wie bereits erwähnt, der Verkauf von Hardware eher zweitranging und man hat mehrfach betont, dass es wichtiger sei auf die monatlichen aktiven User- und Abozahlen zu achten, anstatt auf verkaufte Konsolen. Man will also mehr aktive User im eigenen „Eco-System“ und im eigenen „Game-Launcher“, der heute mit Zenimax/Bethesda um ein Vielfaches angewachsen ist.

Multiplattform-Titel werden anderen Plattformen (nicht) weggenommen – oder doch (nicht)?

Weiter könnte man argumentieren, dass Microsoft mit dem PC, der Xbox-Konsolenfamilie und xCloud-Gaming bereits einige Plattformen hat, die man exklusiv bedienen könnte – und das wird durchaus so kommen, aber meiner Ansicht nach nicht mit Spielmarken, die in den letzten Jahrzehnten auf diversen Plattformen eine riesige Fangemeinde aufgebaut haben.

Warum sollte man nach Jahrzehnten anderen Plattformen den Zugang zu Spielen wie QUAKE, DOOM, Fallout, Elder Scrolls und anderen verbieten, wenn man sich dadurch nur den Zorn der ausgeschlossenen Spielergemeinde gewiss ist?

Wie will man dem alt eingeschworenen und krass tätowierten „DOOM-SLAYER-METAL-HEADBANGER“-Spieler erklären, dass er sein über die letzen 20 Jahre liebgewonnenes DOOM auf seiner Plattform nicht mehr spielen kann? Unmöglich! Das kriegt nicht einmal ein Phil Spencer hin.

Meiner ersten Einschätzung nach wird Microsoft alle etablierten Marken, die in der Vergangenheit auf anderen Plattformen über einen gewissen Zeitraum (10 Jahre und mehr) verfügbar waren, somit genauso anbieten, wie bisher.

Ebenso profitieren Multiplayer-, Games as a Service- und Online-Spiele wie „The Elder Scrolls Online“ von einer riesigen Spielgemeinde, die auf einer einzigen exklusiven Plattform so nicht erreicht werden kann. Auch solche Spiele, werden mit großer Wahrscheinlichkeit Multiplattform bleiben.

Die Server müssen voll sein – und zwar immer über Jahre hinweg!

Aber was springt für uns bei dem Deal heraus?

Für den Anfang: Die Xbox- und PC-Spieler erhalten alle Bethesda-Spiele im Game Pass, und das fast umsonst!

Möglicherweise werden anstehende Veröffentlichungen zeitliche exklusiv erscheinen – vielleicht sogar als Ultimate Edition im Xbox Game Pass Ultimate – so, wie es bei Gears 5 der Fall war.

Dieses „First on Xbox“- und „Plays Best on Xbox“-Branding könnte sich dann durch das gesamte bevorstehende Bethesda-Portfolio ziehen, was schon ein riesiger Gewinn für jeden Xbox- und PC-Spieler wäre.

Ebenso wird der Support der Spiele deutlich verbessert und das Maximum aus den jeweiligen Konsolen herausgekitzelt. Ein DOOM Eternal Enhanced Upgrade für die Xbox Series X sollte nie mehr so lange auf sich warten lassen, wie es aktuell der Fall ist, wobei möglicherweise die Übernahme eine Rolle dabei gespielt und viele Pläne des Studios verschoben hat.

Dann kommt also nichts exklusiv, dein Ernst jetzt?

Doch, doch – und zwar einiges!

Der Xbox Game Pass-Service kann sich nur durchsetzen, wenn (monatlich) neue und auch exklusive Inhalte veröffentlicht werden und die Abonnentenzahlen weiter durch die Decke schießen.

Dies wird dadurch erreicht, dass der Xbox Game Pass auf so vielen Geräten wie möglich angeboten, bzw. zugänglich gemacht und kontinuierliche mit neuen Inhalten versorgt wird. Die 100 Millionen Xbox Game Pass-Abonnenten, das ist das Ziel mit diesem Bethesda-Deal und den vielen weiteren Studio-Übernahmen.

Ein Xbox Game Pass-Cloud-Gaming-Stick oder eben eine vorinstallierte XGP-App auf TV-Geräten ist nur noch eine Frage der Zeit. Des Weiteren wird durch den Microsoft Edge-Browser auch Cloud-Gaming ermöglicht, was somit fast alle Plattformen auf der Welt mit einbezieht.

Alles Zukunftsmusik? Nicht wirklich, denn wer sich über DOOM Eternal bei Bethesda registriert hat, hat ab heute einen Microsoft-Bethesda-Account. Eine tiefere Verknüpfung zwischen Nintendo Switch und dem Microsoft-Account, bzw. Xbox LIVE wäre ebenso ein großer Schritt in der Gaming-Industrie, die noch mehr aktive Nutzer in das Microsoft-Eco-System spülen würde, wobei lediglich das Eingabegerät nicht von Microsoft ist. Who cares!?

Die Vision von Xbox Play Anywhere, die mir bereits auf der Games Convention in Leipzig vorgestellt wurde, bekommt somit eine völlig neue Bedeutung und Microsoft bietet derzeit die beste rundum Lösung an, wenn es darum geht Spielstände miteinander zu synchronisieren und ein nahtloses Spielerlebnis zu schaffen – das steht außer Frage.

Was erscheint jetzt exklusiv für Xbox?

Für meine aktuelle Einschätzung (März 2021) sind die bevorstehenden exklusiven Titel für Xbox & PC allesamt komplett neue Spielmarken, von denen man zuvor noch nie etwas gehört hat. Man nimmt also niemanden das geliebte Spiel der letzten Jahrzehnte weg, da man es noch gar nicht kennt. Wer den oberen Teil gelesen hat, wird verstehen, warum ich zu dieser Einschätzung gekommen bin.

Neuere Spiele oder aktuelle Spielreihen wie RAGE, The Evil Within, Wolfenstein oder Starfield sind hingegen eher „Wackelkandidaten“, dessen Plattform-Ausrichtung neu entscheiden wird.

Die Veröffentlichung von neuen Spielen zu bereits etablierten Marken, wie ein neues Fallout, DOOM und mehr könnten hingegen an Bedingungen angeknüpft sein. Vielleicht muss die externe Plattform zwingend Cross-Play mit Xbox umsetzen oder eine Registrierung im Xbox-Launcher ist vonnöten, nachdem man das Spiel auf seiner PlayStation oder Switch installiert hat. Eventuell muss aber der eine oder andere Titel im Gegenzug auf der Xbox landen.

Die Möglichkeiten sind grenzenlos und vielleicht kommt auch alles anders, aber immerhin haben wir einmal darüber nachgedacht, wie es kommen könnte! Wie es am Ende wirklich kommt, wird uns Microsoft in den kommenden Tagen hoffentlich mit einer klaren Botschaft mitteilen, wobei auch hier das große Ganze betrachtet werden muss, um die möglichen Case-by-Case-Entscheidungen, wie sie Microsoft bereits offiziell angekündigt hat, zu verstehen.

Übrigens: Morgen erscheint Forza Horizon 4 via Steam für PC – und? Lasst uns gemeinsam spielen!

Hinweis: Dies ist ein Kommentar von Tobias Schulte, der in keinerlei Hinsicht die Einstellung von Xboxdynasty oder anderen Mitarbeitern widerspiegelt.

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182 Kommentare Added

  1. Senseo Mike 76225 XP Tastenakrobat Level 3 | 09.03.2021 - 18:04 Uhr

    Sehr gute, zum Nachdenken anregende Kolumne vom Chef.
    Im ersten Moment würde ich sagen, yo da steckt viel Warheit drin, das würde ich so unterschreiben.
    Und dann fällt mir ein, das die ersten beiden Spiele von Zenimax, die nach der Microsoft Übernahme.das Licht der Welt erblicken, 1 Jahr Sony exclusiv sind.
    Eiģentlich zum Lachen, aber mir vergeht bei der Sony Polik das Lachen.
    Es wird massiv Geld investiert, um andere auszuschliessen, und dadurch seine Plattform attraktiver erscheinen zu lassen. Und Microsoft soll mit seinen Plattformen einen komplett anderen Weg, den „Fair Play“ weg gehen, und alles Multiplatt (bis auf ein paar neue IPs) veröffentlichen?
    Ich weiß nicht, kann ich mir nicht vorstellen, aber möglich ist alles.

    In der Kolumne wurde auch vergessen drauf hinzuweisen, das Microsoft und Bethesda schon immer ganz Dicke waren, und eigentlich zusammenwächst, was schon lange zusammen gehört.
    Bin echt gespannt was in der nächsten Zeit rund um Zenimax alles verkündet wird.

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    • Z0RN 441735 XP Xboxdynasty Veteran Onyx | 09.03.2021 - 18:20 Uhr

      Danke – und natürlich hätte ich noch 10 Seiten mehr schreiben können. Morgen kommt eine zweite Perspektive, die wird dir vielleicht besser gefallen. 😉

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      • Senseo Mike 76225 XP Tastenakrobat Level 3 | 09.03.2021 - 20:10 Uhr

        Es geht ja nicht ums gefallen, deine Einschätzung oben hat mir sehr gut gefallen👍
        Aber wie ich schon gesagt habe, regt das zum Nachdenken an. Und Sony geht da relativ kompromisslos vor, die haben irgendwie nie die gesamte Gamerschaft im Blick, da ist der Playstion Komplex doch recht geschlossen. Und genau damit begründet Sony seinen riesen Erfolg.

        Da freu ich mich schon auf morgen, die Aussicht auf das Microsoft Bethesda Imperium, und was uns noch alles erwartet, oder erwarten könnte!
        Persönliche Meinungen und Einschätzungen lese ich sowieso sehr gerne (Kommentare😁), aber bei dir weiß man, da steckt noch mehr dahinter. Ich weiß noch, das du hier recht früh auf die Euphorie Bremse bei Forza Motorsport 8 getreten bist, wo alle noch fest davon ausgingen, das Forza sowieso ein Launch Titel wird. Und im Nachhinein fiel mir auf, der Z0RN mit Null, der wusste das lange vorher. Der hat echte Infos, man muss sie nur rauslesen😎

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  2. MiklNite 65600 XP Romper Domper Stomper | 10.03.2021 - 06:16 Uhr

    Danke für den gut geschriebenen Kommentar!

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  3. Wallow 800 XP Neuling | 10.03.2021 - 13:30 Uhr

    Wie will man dem alt eingeschworenen Spieler erklären, dass er sein über die letzen 20 Jahre liebgewonnenes DOOM auf seiner Plattform nicht mehr spielen kann?
    Kauf dir eine X Box SX.
    Ich denke im Artikel sind ne Menge Fehleinschätzung.
    Das einzige was MS noch fehlt sind die God of wars und Horizon Zero Dawns. Nur wenn Microsoft auch so Spiele hat/haben locken Sie mehr Leute ins Ökosystem. Wer einmal Zugang und game pass hat wird auch eher gebunden bleiben. Für das Brand first on X Box bezahlt Ms doch keine 7.5 Milliarden das holst du so nicht zurück mit Doom etc.
    Spiele tausch ala Wir releasen Doom dafür bekommen wir Eins eurer exklusives da wird Sony doch nie im Leben mitmachen.
    Machen wir uns nichts vor der neue Hype der Firmen ist es dich in ein Abo zu bekommen und ich denke wo das nicht möglich ist wir Microsoft nicht releasen.

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  4. biedet 17580 XP Sandkastenhüpfer Level 4 | 12.03.2021 - 09:10 Uhr

    es bleibt spannend

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